Die Kohlenstoffbilanzierung ist ein wichtiges Instrument für Unternehmen, um ihre Treibhausgasemissionen (THG) zu messen und zu verwalten und ihre Strategien mit den Klimazielen in Einklang zu bringen. Die Kohlenstoffbilanzierung ist jedoch keine exakte Wissenschaft. Sie beinhaltet viele Annahmen, Schätzungen und Unsicherheiten, die die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Ergebnisse beeinträchtigen können. Wie können Nachhaltigkeitsberater mit diesen Unwägbarkeiten umgehen und sie ihren Kunden wirksam vermitteln? Wie können sie Software einsetzen, um den Prozess der Unsicherheitsanalyse zu vereinfachen und zu rationalisieren?
In diesem Blogpost fassen wir die wichtigsten Punkte aus unserem Webinar (April 2024) zusammen, in dem wir das Thema Unsicherheitsquantifizierung bei der Kohlenstoffbilanzierung erörtert haben. Wir werden erklären, warum die Bewertung der Unsicherheit wichtig ist, was das Greenhouse Gas Protocol (GHGP) empfiehlt und wie wir die Quantifizierung der Unsicherheit in unserer Software Carbon+Alt+Delete implementiert haben.
Warum die Bewertung der Unsicherheit wichtig ist
Die Kohlenstoffbilanzierung basiert auf der Berechnung von THG-Emissionen aus verschiedenen Quellen und Aktivitäten unter Verwendung von Aktivitätsdaten (wie Energieverbrauch, Kraftstoffverbrauch oder Fahrtstrecke) und Emissionsfaktoren (wie kgCO₂e pro kWh, pro Liter oder pro km). Sowohl die Aktivitätsdaten als auch die Emissionsfaktoren sind mit Unsicherheiten behaftet, die aus verschiedenen Quellen stammen können, wie z.B. Messfehler, Datenlücken, Schätzmethoden oder zeitliche, räumliche oder technologische Variabilität. Zum Beispiel kann die Sicherheit der Aktivitätsdaten für Geschäftsreisen von der Genauigkeit der Rechnungen, der Methode der Datenerfassung und der Interpretation der Reisetagebücher abhängen. Der Wert des Emissionsfaktors für die Nutzung von Strom hingegen kann je nach Zeitpunkt und Ort der Anwendung sowie der Genauigkeit der in die Berechnung eingehenden Emissionsdaten variieren. Die Aktivitätsdaten für Geschäftsreisen können von der Genauigkeit der Rechnungen, Quittungen oder Kilometerprotokolle abhängen.
Die Bewertung der Unsicherheit ist von entscheidender Bedeutung, um die Ergebnisse der Kohlenstoffbilanzierung richtig zu interpretieren und auf dieser Grundlage fundierte Entscheidungen zu treffen. Eine Unsicherheitsbewertung kann helfen:
- Erfüllen Sie die GHGP-Berichtsanforderungen (siehe nächster Abschnitt).
- Überprüfen Sie die Robustheit und Gültigkeit der Ergebnisse des Carbon Footprint und vermeiden Sie eine Über- oder Unterschätzung der Emissionen.
- Identifizieren Sie die Quellen der Unsicherheit und die Probleme mit der Datenqualität und setzen Sie Prioritäten bei den Verbesserungsmaßnahmen.
Was das Treibhausgasprotokoll empfiehlt
Der GHGP ist der am weitesten verbreitete und akzeptierte Standard für die Kohlenstoffbilanzierung von Unternehmen und Produkten. Der GHGP bietet eine Anleitung und ein Instrumentarium für die qualitative und quantitative Bewertung von Unsicherheiten. Bei der qualitativen Unsicherheitsbewertung werden die Unsicherheitsquellen und ihre Auswirkungen mit Worten wie hoch, mittel oder gering oder mit einer Bewertungsmatrix beschrieben. Bei der quantitativen Unsicherheitsbewertung wird die Unsicherheit durch numerische Werte ausgedrückt, z. B. durch Bereiche, Konfidenzintervalle oder Wahrscheinlichkeitsverteilungen.
Der GHGP fordert eine Unsicherheitsbewertung für die Bilanzierung von Produktkohlenstoff und empfiehlt sie für die Bilanzierung von Scope-3-Kohlenstoff. Der GHGP schlägt vor, dass die Bewertung der Unsicherheit zumindest qualitativ, aber vorzugsweise quantitativ erfolgen sollte, da dies objektivere und konsistentere Informationen liefert. Der GHGP bietet auch eine Methodik und ein Instrument zur Quantifizierung und Weitergabe von Unsicherheiten im Treibhausgasinventar unter Verwendung eines Monte-Carlo-Simulationsansatzes. Dieser Ansatz kann jedoch in der Praxis schwierig umzusetzen sein, da er eine Menge Daten, Zeit und mathematische Fähigkeiten erfordert.
Wie wir die Quantifizierung der Unsicherheit in unserer Software implementiert haben
Bei Carbon+Alt+Delete haben wir eine Softwarelösung entwickelt, die den Prozess der Kohlenstoffbilanzierung für Nachhaltigkeitsberater vereinfacht und rationalisiert. Mit unserer Software können Sie den CO2-Fußabdruck Ihrer Kunden anhand der analytischen GHGP-Methode berechnen und Berichte und Erkenntnisse erstellen, die ihnen helfen, ihre Emissionen zu reduzieren und ihre Klimaziele zu erreichen. Unsere Software enthält auch eine Funktion, mit der Sie die Unsicherheit Ihrer Carbon-Footprint-Ergebnisse quantifizieren und visualisieren können. Dabei verwenden Sie einen vereinfachten und benutzerfreundlichen Ansatz, der auf den GHGP-Prinzipien basiert.
Unser Ansatz besteht aus den folgenden Schritten:
- Schritt 1: Unser Benutzer entscheidet über die Unsicherheit der bereitgestellten Aktivitätsdaten. Dazu wählen Sie für jeden Aktivitätsdatenpunkt einen einzelnen Unsicherheitsparameter aus einer vordefinierten Liste von Optionen, die die Qualität und Repräsentativität der Daten widerspiegeln. Sie können z.B. zwischen sehr gut, gut, mittelmäßig oder schlecht wählen, je nach Quelle und Genauigkeit Ihrer Daten. Jede Option entspricht einer Lognormalverteilung mit einer geometrischen Standardabweichung (GSD), die das 95%-Konfidenzintervall für diesen Parameter definiert. Eine gute Einschätzung der Sicherheit bedeutet zum Beispiel, dass der Wert der Aktivitätsdaten mit 95%iger Sicherheit zwischen -10% und +10% schwanken kann.
- Schritt 2: Ein passender Emissionsfaktor wird identifiziert, und unsere Plattform weist automatisch eine Quantifizierung der Unsicherheit dieses Emissionsfaktors zu, die auf Informationen aus der Quelle basiert. Bei diesen Informationen kann es sich entweder um ein direktes numerisches Unsicherheitsintervall handeln oder um eine Bewertung der Parameterunsicherheit des einzelnen Emissionsfaktors unter Verwendung eines ähnlichen Rahmens wie in Schritt 1 beschrieben. Eine faire Bewertung der Unsicherheit bedeutet zum Beispiel, dass der Wert des Emissionsfaktors mit 95%iger Sicherheit zwischen -35% und +60% schwanken kann.
- Schritt 3: Wir übertragen die Parameterunsicherheit sowohl der Aktivitätsdaten als auch des Emissionsfaktors durch das Treibhausgasinventar, indem wir eine Formel verwenden, die die Unsicherheit jedes Parameters entsprechend seiner Sensitivität (d.h. seines relativen Einflusses auf die Inventarzwischensumme oder -gesamtheit) aggregiert. Die Formel berechnet den GSD der Inventarzwischensumme oder des Gesamtbetrags, der in ein 95%-Konfidenzintervall umgewandelt werden kann. Wenn die Zwischensumme des Inventars beispielsweise 570 tCO₂e beträgt und die GSD² 1,17 ist, liegt das Konfidenzintervall zwischen 487 tCO₂e und 667 tCO₂e.
- Schritt 4: Wir visualisieren die Unsicherheit des Treibhausgasinventars mit Hilfe von Diagrammen und Tabellen, die die Unsicherheitsbereiche und die Unsicherheitsbeiträge der einzelnen Parameter zeigen. Sie können auch die Unsicherheit verschiedener Szenarien vergleichen, z. B. Baseline und Ziel oder verschiedene Jahre, um zu sehen, wie sich die Unsicherheit auf die Leistung der Emissionsreduzierung auswirkt.
Fazit
Die Quantifizierung der Unsicherheit ist ein wichtiger Aspekt der Kohlenstoffbilanzierung, da sie dazu beiträgt, die Datenqualität, die Interpretation der Ergebnisse und die Entscheidungsfindung zu verbessern. Das GHGP bietet eine Standardmethodik und ein Instrument zur Quantifizierung von Unsicherheiten, die jedoch in der Praxis schwer anzuwenden sein können.
Unsere Software Carbon+Alt+Delete bietet eine vereinfachte und benutzerfreundliche Lösung für die Quantifizierung von Unsicherheiten, die auf den GHGP-Prinzipien basiert. Damit können Sie die Unsicherheiten Ihrer Carbon Footprint-Ergebnisse einfach und sicher quantifizieren und visualisieren.
Wenn Sie mehr über unsere Software und unsere Funktion zur Quantifizierung von Unsicherheiten erfahren möchten, besuchen Sie unsere Website, unsere Support-Seiten oder unser Community-Forum, wo Sie weitere Informationen und Ressourcen zu Themen der Kohlenstoffbilanzierung finden.
Für weitere Diskussionen oder Fragen können Sie sich gerne an info@carbonaltdelete.eu wenden.